
Der Abstrakte Logismus (Logischer Aufbau der Welt, der Dinge) ist eine künstlerische Transformation der konstruktivistischen Grundkonzeption der Logischen Abstraktionen. Dabei wird der Abstrakte Logismus über das reine Farbfeld-Konzept der Logischen Abstraktionen referiert. Er wurde Anfang 2004 von U. Ertel kreiert.
So wird der Rezipient durch die geometrisch-technoiden Farbfelder oberflächlich zunächst rein formallogisch angesprochen. Und genau dies liegt auch in der Absicht der Modulation des Kunstkonzepts. Denn die scheinbar vordergründige Gestaltungslogik des Abstrakten Logismus vermittelt dadurch einen übergeordneten Wahrheitswert von den nicht nachvollziehbaren mehrdimensionalen Strukturen der Farbfelder. Sie scheinen damit immer wahr zu sein.
Aufgrund der sehr strukturierten und rhythmischen Aufteilung der Bildfläche, die beim Rezipienten zu einer universalen Harmonie führt, sowie den planimetrischen Grundformen Senkrechte, Waagerechte, Diagonale und vor allem der Gestaltungslogik der rekursiven Iteration könnte der falsche Eindruck entstehen, dass der Abstrakte Logismus zur als eigenständigen Kunstform umstrittenen Fraktalkunst gehört.
Dies ist aber nicht der Fall. Die eigenständige künstlerische Schöpfungshöhe, die der Fraktalkunst sicher fehlt, ist bei dem Abstrakten Logismus allein schon in der durch das zu Grunde liegende mehrwertige Gestaltungskonzept und den kunsttheoretischen, formnahen Ansatz zur objektbezogenen Bildlogik manifestiert.
Die Gestaltungslogik des Abstrakten Logismus ist nach der unendlich wertigen Fuzzy-Logik aufgebaut, die unendlich viele Wahrheitswerte für den Grad der Wahrheit besitzt.
Da das Konzept der mehrwertigen Gestaltungslogik sowohl durch erkenntnistheoretische wie metaphysische Ansätze getragen wird, ist der Bildaufbau nicht nur eindeutig bestimmt, sondern enthält gleichzeitig auch unbestimmte, fehlende und sogar widersprüchliche Gestaltungsmerkmale.
Die Gestaltungsmerkmale und Bildlogik des Abstrakten Logismus werden nicht nur einfach linear logisch miteinander kombiniert, es gibt daneben auch sehr komplexe chaostheoretische Wechselbeziehungen zwischen ihnen. Aus diesem Grund kann der Abstrakte Logismus auch als ein System organisierter Komplexität definiert werden.
Das gegenüber Stellen von einer Bild-Inszenierung des Abstrakten Logismus und einer Logischen Abstraktion mit einem gleichen inhaltlichen Farbfeld-Konstrukt, aber modifizierter Gestaltungslogik, vermittelt sehr eindrucksvoll völlig neue Erfahrungen auf den emotionalen und kognitiven Wahrnehmungs-, Beschreibungs-, Interpretations- und Modellierungsebenen.
Sicher wird es nie die Absolute Kunst geben, da dies dem eigentlichen Wesen der Kunst widersprechen würde. Aber das nebeneinander Stellen der zwei Kunstkonzepte Logische Abstraktionen und Abstrakter Logismus lässt einen ahnen, was Absolute Kunst sein könnte:
Obwohl gleichsam diese Gegenüberstellung der beiden Konzepte noch stärker bewusst macht, dass objektive Erkenntnisse nicht möglich sind, dass Objektivität eine Illusion ist. Jede Erkenntnis ist und bleibt eine Konstruktion, die aus der Autopoiesis (Selbst-Erschaffungs- und -Erneuerungs-Prozess eines Systems) des Rezipienten heraus geschieht.
Der Abstrakte Logismus vermittelt ebenso wie die Logischen Abstraktionen aus erkenntnistheoretischer Position, dass der Rezipient als bewusst wahrnehmendes Wesen sich die Wirklichkeit des Kunstwerkes selbst konstruiert, aber nicht wirklich selbst objektiv entdeckt.
Das Zusammenführen des Subjektivismus und Relativismus beider Kunstkonzepte steigern die Wahrnehmungsprozesse, da sie vom Rezipienten umfassend selbst gesteuert werden können. Es vermittelt ihm so Wahrheiten, die er sonst nicht erfahren würde, wenn er nur darauf ausgerichtet wäre, die Dinge objektiv zu entdecken und zu bewerten.
Dies besagt im Wesentlichen, dass durch Schlussfolgerungen aus der Auseinandersetzung mit den beiden Konzepten der Rezipient nicht nur neues Wissen gewinnt, sondern auch bereits vorhandenes Wissen revidiert.
Ulrike Ertel, Henner J.H. Ertel, München, den 10. Oktober 2005